
Schon beim Einlaufen in den kleinen Fährhafen von Almada fielen mir die vielen Angler auf, die auf den alten und in sich zerfallenden Betonstegen standen und ihre Angelroute im Wasser beobachteten.
Der Weg entlang der Pieranlagen führte mich vorbei an vielen Anglern – ich schreibe hier absichtlich nur in der maskulinen Form – die sich zwar nicht an mir als fotografierendem Besuch störten, aber offenbar ihre Ruhe haben wollten. Es war ja auch Sonntag …



Doch nicht alle Angler waren in schweigen gehüllt. Eine Gruppe von drei Männern, die alle ihrem wohlverdienten Ruhestand nachgehen, angelte scheinbar um die Wette.
Einer von ihnen sprach mich auf meine Kamera an. Wir kamen ins Gespräch, mein Gegenüber habe nämlich viele Jahre für ein britisches Magazin, dessen Namen ich vergessen habe, fotografiert. „Heute nehme ich meine Kamera auch oft zum Angeln mit, oder wenn ich mit meinem Motorrad losfahre, einfach weg, raus ins Weite“, erzählt er mir. Er habe eine Olympus-Kamera, habe sich aber auch schon mit Fujifilm auseinandergesetzt. Da war er bei mir natürlich an der richtigen Adresse …
„Heute ist kein guter Tag zum Angeln, der Fluss ist ruhig. Die Fische kommen, wenn der Pegel steigt“, erklärt er mir weiter. Leider der einzige, dessen Namen ich nicht erfragt habe. „Macht nichts, so schützen wir die Umwelt und klauen dem Fluss keine Fische“, scherzt er lachend.



Beim Angeln gehe es sowieso nicht um das Fangen von Fischen, erklärt mit Artur, der Mann mit den langen Haaren und der Schirmmütze. „Es ist einfach entspannend. Alleine mit dem Blick auf meine Lieblingsbrücke ist es einfach toll“, freut er sich und deutet auf das imposante Bauwerk nebenan. Dabei ist Arthur der einzige, der heute überhaupt etwas fischiges gefangen hat.





Mit viel Begeisterung erzählte mir Jose, wie man so eine Angel am besten bestückt, um einen Fisch zu fangen. Das ist tatsächlich viel aufwändiger, als ich erwartet hatte. Und eine ziemlich glibberige und auch müffelnde Angelegenheit. Denn neben toten Würmern aus dem Anglerbedarf, die recht geruchsneutral daherzukommen scheinen, nutzt Jose auch eigens durch ihn eingelegten Fisch. Richtig gut als Köder eigneten sich aber wohl Muscheln. Alles jedenfalls nichts für schwache Nerven …


Die drei Männer scherzten und strahlten eine Ruhe und Zufriedenheit aus, die man heute selten findet. Einfach fischen, reden (wenn auch nicht zu viel), das Wetter und den Ausblick genießen. Sich mit den Freunden treffen, unterhalten und neue Anglerinnen und Angler kennenlernen, sich austauschen, sich miteinander über einen guten Fang freuen oder sich im Spaß ärgern, dass der Anfänger nebenan den größeren Fisch gefangen hat, als man selbst.
Es hat mir echt großen Spaß gemacht, mit den dreien über eine halbe Stunde zu reden. Jetzt schon eine meiner liebsten Geschichten dieser Reise …
Ach so: Alle drei hier gezeigten Menschen verbindet, dass sie lange Zeit in England gelebt haben – als Fotograf oder als Soldat oder was auch immer. Noch heute haben sie dort Familie und sind oft zu Besuch. Daher war es mir auch möglich, mit allen dreien zu sprechen. Natürlich spreche ich kein Portugiesisch.
